St. Vinzenz, ein christlicher Märtyrer aus dem 2. Jahrhundert, ist der Schutzpatron der Stadt Przemyśl; Hüter seiner Reliquien sind die Przemyśler Franziskaner.
Der Heilige Vinzenz lebte im 2. Jahrhundert in Rom. Er verkündete das Evangelium, wofür er wegen Beleidigung der römischen Götter und des Kaisers angeklagt wurde. Durch Folter versuchte man, ihn zu zwingen, seinem Glauben abzuschwören. Seine
unerschütterliche Haltung bezahlte er mit dem Leben; die Kirche erkannte ihn dafür als heiligen Märtyrer an. Die Reliquien des Heiligen Vinzenz gelangten im 16. Jahrhundert in die Franziskanerkirche in Przemyśl. Überlieferungen zufolge sollen sie in unserer Stadt mehrere Wunder bewirkt haben.
Das erste davon ereignete sich 1657, als die Heere des Fürsten Rákóczi aus Siebenbürgen zusammen mit den Tataren versuchten, Przemyśl einzunehmen. Die bedrohten Bürger der Stadt organisierten gemeinsam mit den Franziskanern eine Prozession mit den Reliquien des Heiligen und stellten sie danach in einem der Stadttore aus. Die Folge war, dass die Feinde die Belagerung der Tore von Przemyśl beendeten. Dieses Wunder ist auf einem Gemälde dargestellt, das sich über dem Eingang zum Chor in der Kirche der Franziskanerpater befindet.
Das zweite Ereignis war eine wundersame Erscheinung des Heiligen Vinzenz am Himmel, als die Stadt durch ein Feuer bedroht war. Zur Erinnerung an dieses Wunder begründeten die jüdischen Bewohner der Stadt, die es gesehen hatten, die Tradition, Talg für die Kerzen der Franziskanerkirche zu liefern. Als drittes Wunder galt die Heilung des blinden Marcin Wachowicz, der vor einem Bild des Heiligen Vinzenz gebetet hatte.
Die Verehrung des Heiligen hat eine lange Tradition. In der Nachkriegszeit beschränkte sich sein Feiertag auf eine feierliche Liturgie am letzten Augustsonntag in der Franziskanerkirche. In den 1990er Jahren kehrten die Stadtverwaltung und die Franziskaner zu der Tradition zurück, den Stadtpatron mit einer mehrtägigen Veranstaltung zu feiern, die sie „Vincentiade“ nannten.